Kurt Drawert

Schriftsteller

Was gewesen sein wird – Essays

Ob er sich Schriftstellern wie Flaubert, Büchner oder Kafka zuwendet, Orten wie Prag, New York oder Istanbul, der Sprache der Diktatur, der politischen Rhetorik oder dem Ereignisraum des Gedichts – immer ist Kurt Drawert so unbestechlich wie radikal, so herausfordernd wie verletzlich und so klug wie kompromisslos, wenn es um die bedrohte Stellung des Subjekts in der Geschichte geht und um die Verteidigung seines Rechtes auf Anwesenheit.
Wie die Systeme der Welt mit ihren Zwängen und Verwerfungen oder auch Widerständen und Ekstasen des Einzelnen sich in den Körper, das Unbewusste und die Sprache einschreiben, stets in Bewegung zwischen Auflehnung und Anpassung, Selbstbewusstsein und Selbstverlust, das zeichnen diese Essays in der ihnen eigenen sprachlichen Genauigkeit nach. Wir, deren Leser, werden wachgehalten durch sie und geschärft in unserem kritischen Verstand, den Konflikten der Zeit nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Denn „Was gewesen sein wird“ entscheiden immer noch wir selbst…

»Der 1956 geborene Schriftsteller Kurt Drawert ist, soweit ich sehe, der einzige deutsche Autor von Rang, der mit großer Entschlossenheit und begrifflicher Konsequenz an die Einsichten der französischen Meisterdenker Lacan, Foucault, Deleuze und Barthes nicht nur anknüpft, sondern sie erkenntnistheoretisch umsetzt in eine stringente ästhetische Theorie. (…) Wie er dabei Flauberts Schreibverfahren en détail untersucht und schließlich zu seinem eigenen macht – das ist ganz große Interpretationskunst.«

Michael in Braun, in: Neue Zürcher Zeitung, 14. April 2016

 

»Wer Drawerts poetologische Studie Schreiben. Vom Leben der Texte (2012) gelesen hat, begegnet in den neuen Essays abermals diesem psychoanalytisch geprägten Blick auf Literatur und Gesellschaft. Dazu gehören die Annahmen einer engen Verzahntheit von Text, Körper und Sprache und dass Literatur dort ihren Ort finde, wo sie sich durch die Sprache an etwas dauerhaft Abwesendes anzunähern versucht. Drawerts Flaubert-Essay fördert auf dieser Grundlage erstaunliche Einsichten zutage und (…) zeigt ihn als präzisen Analytiker, der Zusammenhänge zwischen einer bestimmten Weise literarischen Sprechens und einer speziellen gesellschaftlichen Verfasstheit offenlegt.«

Beate Tröger, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Februar 2016

 

»In vielen seiner kritischen Essays und in einem Großteil seiner Prosa werden auf höchstem intellektuellem Niveau radikale An- und Einsichten mit sprachlicher Originalität verbunden. Mit seiner Kritik der politischen Rhetorik (…) hat Drawert den Grundstein für eine notwendige gesellschaftliche Debatte gelegt. (…) Kurt Drawert hat Standards gesetzt.«

Axel Helbig, in: Dresdner Neueste Nachrichten, 20. Januar 2016

Inhalt

I
Emma. Ein Weg.
Über Flaubert

II
Diktatur der Sprache. Sprache der Diktatur.
Elfe Versuche zu Victor Klemperer
Kafka lesen
Pragtagebuch
Prag, mit Kafka
Büchner. Die letzten Worte
»Nicht immer sieht es so schön aus,/ wenn die Biegsamkeit überlebt«
Rede zur Verleihung des Rainer-Malkowski-Preises 2008

III
New York against the word
Was gewesen sein wird. Eine Interpretation.
Es wächst nicht zusammen, was nicht zusammen gehört.
Eine Kritik der politischen Rhetorik
Das Ende der Provokationen. Eine Zustandsvermutung
Von der Sinnlosigkeit dieser Dinge.
Über Literaturzeitschriften (heute)
Es gibt keine Tagebücher. Für Fritz J. Raddatz
Istanbul. Fragmente einer Erfahrung
Was gewesen sein wird.
Matrix America – Frankfurter Anthologie

Drucknachweise der Erstveröffentlichungen

»Was gewesen sein wird«
Essays

Verlag C. H. Beck, München 2015

295 Seiten, EUR 15,00
ISBN 978-3-406-67488-4